Ein Bericht von Samira Mummelthey zum Fachtag am 20.9.2019
Immer mehr Kommunen richten Antidiskriminierungsstellen ein. Sie setzen damit das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz um und gestalten und fördern konkrete Antidiskriminierungsarbeit vor Ort. In dem Forum standen Fragen rund um die Einrichtung solcher kommunalen Antidiskriminierungsstellen im Vordergrund: Wie sollten kommunale Antidiskriminierungsstellen aufgebaut sein, was sollten sie leisten und unter welcher Trägerschaft sind sie gut aufgehoben?
Die Impulse für die Diskussion, die von Nelly Schubert (Institut für Diversitätsforschung) moderiert wurde, gaben Samira Ciyow von der Stadt Braunschweig und Danijel Cubelic von der Stadt Heidelberg. Danijel Cubelic berichtete über die Arbeit der Antidiskriminierungsstelle und des lokalen Antidiskriminierungsnetzwerks in Heidelberg. Hier werden derzeit u.a. Strukturen geschaffen, um Diskriminierungen anlaufstellenübergreifend dokumentieren zu können. Samira Ciyow gab Einblicke in den Prozess auf dem Weg zur Etablierung einer Antidiskriminierungsstelle in Braunschweig. Dabei geht es beispielsweise um die Frage des Zuschnitts einer solchen Stelle: Soll es sich um eine Beratungsstelle handeln, steht die Koordination im Vordergrund oder ist es eine klassische Verwaltungsstelle? Weiterhin stellt sich die Frage, wie die Zusammenarbeit mit bereits bestehenden Verwaltungs- und ehrenamtlichen Strukturen gestaltet werden kann.
Den Impulsen folgten zahlreiche Nachfragen der Forenteilnehmenden und eine rege Diskussion. Besonderes Interesse galt dabei der personellen Ausstattung der Heidelberger Antidiskriminierungsstelle, sowie der Zusammenarbeit mit anderen Akteur_innen wie lokalen Communities, Ehrenamtlichen oder Rechtsanwält_innen. Danijel Cubelic betonte hierbei, dass gerade die Netzwerkstruktur hilfreich sei und Synergieeffekte in der Arbeit böte. Die Arbeit von Ehrenamtlichen sei auch durch ihr Potenzial für Empowerment und Selbsthilfe wichtig, da das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) allein keinen umfassenden Antidiskriminierungsschutz biete.
Viel diskutiert wurde auch die Frage, was zu tun sei, wenn Diskriminierung innerhalb von Verwaltungsstrukturen auftrete. Impulsgeber_innen wie auch Diskussionsteilnehmende waren sich einig, dass es sich hierbei um ein sensibles Thema handelt, wofür es keine Modelllösung gibt. Wichtig sei es jedoch auch hier einen respektvollen Umgang miteinander zu etablieren sowie Strukturen zu schaffen, die Betroffene unterstützen. Antidiskriminierungsstellen können zur Sichtbarkeit von Diskriminierungsfällen beitragen. Diese Sichtbarkeit sei notwendig, um zu sensibilisieren und um sich auf die Suche nach Lösungen begeben zu können.
Abschließend fasste die Moderatorin die zentralen Aspekte der Diskussion noch einmal zusammen und lud die Teilnehmenden dazu ein, gemeinsam Fragen und Themen zu sammeln, die künftig weiter diskutiert werden sollten. Hier zeichneten sich zwei wesentliche Schwerpunkte ab: die Verzahnung von Diversity-Management und Antidiskriminierung, sowie die Integration von Intersektionalität in die Antidiskriminierungsarbeit.
Insgesamt war das Forum durch die Perspektive der Praxis geprägt: Die meisten Diskussionsbeiträge kamen von Personen, die selbst im Umfeld der Antidiskriminierungsarbeit tätig sind.
Hier finden Sie den Link zur Antidiskriminierungsstelle in Heidelberg: https://www.heidelberg.de/hd/HD/Rathaus/Diskriminierung+ueberwinden.html
Über die Autorin
Samira Mummelthey studiert im Master Sozialwissenschaftliche Diversitätsforschung und hat den Blogbeitrag als studentische Mitarbeiterin am Institut für Diversitätsforschung verfasst. In ihrer Masterarbeit befasst sie sich damit, welche zentralen Herausforderungen für die Praxis sich aus Sicht von Durchführenden der geschlechtersensiblen außerschulischen Jugendbildungsarbeit durch Heteronormativität als sozial-strukturierendes Element ergeben.