„Mensch sein, ohne Zensur und Vorurteile“

Diversität in kommunalen Unternehmen

Ein Gastbeitrag von Ulrike Breckle

Als Tochter der Stadt Göttingen unterstützt die BFGoe (Beschäftigungsförderung Göttingen [kAöR]) Jugendliche und Erwachsene auf dem Weg zu einem Schulabschluss, einer Ausbildung oder Arbeit. Die Menschen, die wir beraten, sind so vielfältig wie das Leben selbst. Schulmüde Jugendliche, Menschen mit Migrationshintergrund, Langzeitarbeitslose, Gründungsinteressierte, Menschen mit Schwerbehinderung, Hochschulabsolvent*innen und Studienabbrecher*innen. Im Zentrum steht für uns dabei immer, die Menschen so zu fördern, dass sie ihre Handlungsfähigkeit erweitern können und Verantwortung für sich selbst übernehmen. Wir wollen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten stärken und Möglichkeiten aufzeigen, um so gemeinsam eine Perspektive für die Zukunft entwickeln zu können. Unser Blick ist dabei immer auf die individuellen Potentiale der Menschen gerichtet.

Dafür müssen wir offen und unvoreingenommen sein, dürfen nicht nach Herkunft, Einstellung, körperlichen Begrenzungen, Neigungen oder Einstellungen urteilen. Mit der Unterzeichnung der Charta der Vielfalt haben wir uns diesem Prinzip verpflichtet und arbeiten daran, die Vielfalt inner- und außerhalb des Unternehmens weiter zu fördern. Darauf einzugehen, welche Bedürfnisse und Voraussetzungen unsere Teilnehmer*innen mitbringen, wirkt sich auf die Art und Weise aus, wie wir unsere Angebote ausgestalten. So haben wir vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie Beratungen und das Coaching teilweise auf ein digitales Format oder auf das Telefon umgestellt, sodass Menschen, die aufgrund von Vorerkrankungen große Sorge hatten und haben, sich zu infizieren, nicht von der Nutzung der Angebote ausgeschlossen werden.

Für die Teilnehmer*innen unserer Projekte haben unsere Bemühungen um Diversität z.B. auf der Seite der Arbeitgeber*innen konkrete Auswirkungen: Das Projekt MITTENDRIN unterstützt Menschen mit Schwerbehinderung bei der Integration in den Arbeitsmarkt. Durch gezielte Beratung, Coaching und einen Matchingprozess konnte eine hörgeschädigte Teilnehmerin eine Stelle in einer Druckerei antreten. Deren gesamtes Team konnten wir im Vorfeld für einen Grundkurs in Gebärdensprache gewinnen.

Banner zu Vielfalt wird an Wand aufgehangen von zwei Personen
Aktion „Vielfalt in der Produktionsschule“ (Foto: BFGoe)

Ein anderes Beispiel: Jugendliche, die aus verschiedenen Gründen Probleme mit der konventionellen Schulform haben, bieten wir mit der Produktionsschule ein alternatives Schulmodell. Es verbindet schulisches Lernen direkt mit der Praxis. In einer integrierten Tischlerei lernen die Jugendlichen an konkreten Vorhaben Schulwissen anzuwenden. So entwickeln und fertigen sie Objekte aus Holz von der Planung bis zur handwerklichen Umsetzung. Die Ergebnisse ihrer Arbeit, wie z.B. Vogelhäuschen und Insektenhotels, werden immer auch tatsächlich verwendet. Auf diese Weise lernen sie, dass ihre Arbeit etwas bewirken kann und es sich lohnt am Ball zu bleiben. An Projekttagen bringen wir die Schüler*innen mit Chef*innen zusammen. Die Schüler*innen werden dann zur/m Lehrer*in und leiten die Erwachsenen im Bau der Holzobjekte an. Es entsteht eine Beziehung und ein Verständnis für den Gegenüber, das es so wohl sonst nicht geben würde.

Auch unternehmensintern gelingt uns „Vielfalt“ in einigen Bereichen bereits ganz gut: Ein wichtiger Teil unserer Belegschaft sind 26 Mitarbeiter*innen, die nicht nur deutsche Wurzeln haben und sechs Menschen mit einer Schwerbehinderung. Ein Großteil unserer Mitarbeitenden sind Väter und Mütter, denen es durch ein flexibles Arbeitszeitmodell gelingt, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Aber auch ein modernes Führungskonzept, das wir vor zwei Jahren eingeführt haben, trägt dazu bei, dass individueller Spielraum bei der Arbeit entsteht.

Banner "Vielfalt bedeutet für uns..." hängt an Hauswand
Aktion „Vielfalt bedeutet für uns…“ (Foto: BFGoe)

Im Rahmen des 8. Deutschen Diversity Tages baten wir unsere Kolleg*innen, sich mit dem Thema „Vielfalt“ ganz individuell auseinanderzusetzen und fragten: „Was bedeutet für Dich Vielfalt am Arbeitsplatz – vor allem innerhalb der BFGoe?“ Aus den zahlreichen Antworten haben wir exemplarisch einige ausgewählt und auf ein Banner gedruckt. Seit dem 26. Mai zeigen wir damit „Flagge“ für Vielfalt an der Fassade unseres Verwaltungsgebäudes. Und weil sich das Arbeiten gerade in Zeiten der Corona-Pandemie zunehmend in das Homeoffice und in das Internet verlagert, stand auch unser Webauftritt einen Tag lang ganz im Zeichen von Offenheit, Toleranz und Unvoreingenommenheit.

Übersicht "Vielfalt bedeutet für uns" mit verschiedenen Statements
Aktion „Vielfalt bedeutet für uns…“

Über die Autorin

Ulrike Breckle arbeitet im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit der Beschäftigungsförderung Göttingen (kAöR).

Über den_die Autor*in

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